Einleitende Worte und Dank zur Eröffnung



Liebe Gäste,

ich freue mich sehr, Sie und Euch an dieser Stelle zur zweiten und „großen Eröffnung“ des Atelier- und Ausstellungsprojekts **ebenso ebenda in Form eines weiteren digitalen Einblicks in den Kunstverein zu begrüßen. 

Seitdem die Atelierzeit für die vier Künstler*innen im Kehrwiederturm im Februar begonnen hatte und nachdem wir Anfang April aus der Ferne sehen konnten, wie sich der Eingangsbereich des Kunstvereins verändert hat, ist dort auf den anderen drei Etagen des mittelalterlichen Gemäuers noch sehr viel mehr passiert. Nun ist es Zeit, einen Teil dessen sichtbar zu machen, was Constanze Böhm, Sabine Müller, Max Neumann und David Schomberg in den letzten Wochen und Monaten dort umgesetzt haben.

Aus dem Projekt ist eine Ausstellung entstanden, die gleichzeitig Teil eines permanenten Experiments und der Zwischenstand eines dauerhaften Arbeitsprozesses ist, dem sich die Vier weiterhin widmen werden. Es könnte also immer weiter gehen mit dem gemeinsamen Tun, das in den letzten Wochen darin bestand, sich den Räumen und ihren Gegebenheiten produktiv zu nähern, sich um die Nischen zu kümmern und sie abzuformen, Licht zu beobachten, Impulse zu setzen und weiterzutragen, Dialoge zu führen - untereinander und mit den Räumlichkeiten. 

Im Fokus stehen immer das Unvorhergesehene und die vielfältige Wechselwirkung von Mensch und Objekt, Objekt und Raum, Raum und Mensch. Die besondere Zusammenarbeit der Vier, die sich auch als Kompliz*innen verstehen, zeichnet sich dadurch aus, dass sich vorher kaum etwas festlegen lässt, dass es kein gemeinsames, konkretes Ziel gibt, sondern ein Tun, das sich im Prozess immer wieder verändert und dynamisch weiterentwickelt.

Nun finden sich überall Geschichten, die es zu entdecken gilt, Spuren auf Leinwänden und Papierbögen, Wänden, Böden, in Installationen und Objekten. Sie finden sich als Zeichnung, als Farbe, Markierung, in der Geste, als Bild. Die Dartpfeile haben eine Zeichnung auf der Wand hinterlassen, die Rußspuren am keramischen Objekt zeugen noch von seinem Gebrauch, zur Malerei hat auch die buckelige Wand ihren Teil beigetragen und weiter unten warten die keramischen Gefäße auf Zeiten, in denen wir sie tatsächlich wieder gemeinsam benutzen können. 

Wer sich durch die Räume bewegt, findet diese Spuren unterschiedlicher Geschichten, Anlässe, Ereignisse, Gespräche und gemeinsam verbrachter Atelierzeit, auch in Form von Schnappschüssen und Alltagsrelikten. Nicht zuletzt der Tisch nebst eigens entwickeltem Orakel-Kartenspiel lädt dazu ein, hier selbst Zeit zu verbringen.

Ab Mitte Mai wird die Ausstellung unter entsprechenden Bedingungen wieder physisch begehbar sein. 

Ich bin sehr froh, dass wir zusammen dieses Experiment gewagt haben und danke euch ganz herzlich, liebe Constanze, lieber David, lieber Max und liebe Sabine für den gemeinsamen Prozess, für die vielen Überraschungen und tollen Momente, die besondere Atelieratmosphäre, von der der Kehrwiederturm so wahrscheinlich noch nie erfüllt war. 

Ich danke Lisa Modrakowski, Cara Schröder, Charlotte Rosengarth und Maren Pfeiffer für die wunderbare, engagierte Zusammenarbeit und dem Vorstand des Kunstvereins für das Vertrauen in dieser für öffentliche Kultureinrichtungen komplizierten Zeit.

Ich bedanke mich, last but not least, bei unseren Förderern und Kooperationspartnern, namentlich das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Friedrich Weinhagen Stiftung, die Stadt Hildesheim, die Universität Hildesheim und die VGH-Stiftung für das Vermittlungsprogramm.

 

Nora Brünger, 6.5.2020