Katharina Gaenssler zerlegt die Wirklichkeit in tausende von Teilen. Für ihre Wandcollagen erfasst sie Räume wie in einem Raster von oben nach unten und von links nach rechts. Ihre Kamera ist dabei auf einem Stativ fixiert, das sie mehrfach versetzt. Die Ergebnisse ihrer fotografischen Analysen synthetisiert sie in raumgreifenden Wandinstallationen zu überwältigenden Bildteppichen, die eine trügerische Nähe zu den Dingen entfalten. Als Betrachter gewahren wir Zusammenhänge und Details, die unserer Aufmerksamkeit in der Alltagssituation entgehen. Die Rauminstallationen lassen uns das Sehen neu entdecken. Dabei erwecken die Collagen, deren Referenzen vom Panorama des 19. Jahrhunderts bis zum Digitalen Zeitalter reichen, den Schein visueller Verfügbarkeit. Tatsächlich werden an den Bruchstellen der Bilder vor allem die Bedingungen des fotografischen Mediums sichtbar.
Für die Ausstellung »Turmzimmer« hat Katharina Gaenssler die zum Bersten gefüllte Einraumwohnung eines postmodernen Eremiten in den Kehrwiederturm transformiert. Der private Raum, den Katharina Gaenssler im März 2006 in München fotografiert und seither an mehreren Orten rekonstruiert hat, schreibt sich in das Turmzimmer ein und weckt neue Assoziationen, die vom mönchischen Studierzimmer bis zu Grimms Märchen reichen.
Katharina Gaenssler ist 1974 in München geboren und hat nach einer Ausbildung zur Silberschmiedin an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Für ihre Arbeiten hat sie zahlreiche Stipendien, Preise und Auszeichnungen erhalten. Aktuell ist sie Stipendiatin des Dorothea Erxleben Programms an der HBK in Braunschweig.
Kurator: Torsten Scheid
Kuratorische Assistenz: Judith Grobe