Kling Lang

Kling Lang

Georg Werner
29.11.2015 – 30.11.2015

Der Künstler Georg Werner produziert mit seiner Arbeit "Kling Lang" für die Hildesheimer St. Michaeliskirche eine ortsspezifische Sound-Arbeit.
"Kling Lang" ist eine Komposition, die den Nachhall der Glocken zum Thema hat und sich als dessen Verlängerung versteht. Die Glocken werden als Klang- und Resonanzkörper elektromagnetisch nach dem Prinzip von Lautsprechern angeregt, wobei der Glockenklang in seine Bestandteile zerlegt wird. Die Komposition benutzt die verschiedenen Resonanzfrequenzen der Glocken, die sonst – beim Läuten – nur zusammen hörbar sind. Gleichzeitig verliert der Glockenklang durch diese Spielart auch seinen harten, perkussiven Charakter und verwandelt sich in einen – seine Flüchtigkeit bewahrenden – perpetuierten Nachhall, der so zu einem Kontrapunkt für die Glockenschläge wird. Somit wird die sonst nur punktuell hörbare Glocke zu einem Instrument, das lang anhaltende, modulierbare Töne hervorbringt. 

Als Teil des Jahresprogramm 2015 "Die unsichtbare Stadt" geht Werner den Fragen nach, wie eine Stadt klingt und was eine Stadt ausmacht, ohne dass es sichtbar ist. Mit seiner ortspezifischen Klang-Installation bringt Werner gerade das hervor, was sonst nicht hörbar ist. Jeder kennt die Glockentöne, wenn sie mehrmals am Tage erklingen. Aber wie hört sich eine Glocke an, wenn sie stillsteht und nur in Schwingungen versetzt wird. 

Georg Werner (*1980, lebt in Berlin) studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim (Diplom) sowie Experimentelle Mediengestaltung an der UDK Berlin und ist Meisterschüler von Ulrich Eller (Klangkunst HBK Braunschweig). 2007 begann er die Faszination des Akustischen auch durch Workshops und Lehraufträge bei anderen zu wecken. Außerdem arbeitete er bei Tanz- und Theaterproduktionen sowie Performances mit Medien- und Klanginstallationen und als Komponist. 

Georg Werner arbeitet zur Zeit mit der Performancegruppe Interrobang zusammen und erarbeitete eine Telefoninstallation für das Theaterstück "To Like Or Not To Like – Ein Big Data Spiel". Für den Künstler Dominic Huber realisierte er eine Medienklanginstallation für die Arbeit "Verzauberung: Beauty Parlour" in Berlin in den Museen Dahlem, 2015. Andere Projekte sind: "Algorithmen" mit Turbo Pascal, Berlin, 2014; oder "Tiefpass" im Japan-Garten des Wolfsburger Kunstmuseum, 2012. 

In memoriam Heiko Krutisch 2015.