Familienangelegenheiten

Familienangelegenheiten

Gun Holmström, Katharina Mayer, Marko Maetamm, Henrik Schrat und Gudrun F.Widlok
12.07.2008 – 24.08.2008

Derzeit lässt sich höchst merkwürdigen Wiederentdeckung der Familie als „Keimzelle der Gesellschaft“ mit unterschiedlichster Konnotation feststellen. Die idealtypische bürgerliche Kleinfamilie wird angesichts einer überwiegend individualistischen Lebensweise quasi zur alten neuen Gesellschaftsutopie erklärt. 

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Seit vierzig Jahren ist in der Soziologie bereits vom Funktionsverlust der Familie die Rede. Gemeint war damit nichts anderes, als die Abgabe einstmals allein der Familie vorbehaltener Aufgaben wie Versorgung, Bildung und Erziehung von Familienmitgliedern an staatliche Einrichtungen wie Schulen, Altenheimen, Kindergärten, oder Krankenhäusern. In Zeiten von Sozialabbau, wo eben jene Aufgaben finanziellen Kürzungen zum Opfer fallen werden Stimmen laut, die Familie als Solidarprojekt wieder hochhalten. 

Ausgeklammert wird hierbei, dass die Familie nicht ausschließlich Hort der Geborgenheit und des Sozialen Halts ist und war. Was heisst eigentlich „Familien“ heute, wo die traditionelle heterosexuelle Kleinfamilie von der sogenannten Patchworkfamilie und anderen Lebensgemeinschaften abgelöst hat? Wie verhält sich der kollektivistische Ansatz einer Familie zu einem ansonsten durch Individualismus geprägeten Lebensstil? Wie verhält sich ein wie auch immer familär ausgerichtetes Leben zu neoliberalen Arbeitswelten? Wie steht es um die Versorgung im Alter, wo der Generationsvertrag aufgelöst ist? 

Die Ausstellung „Familienangelegheiten“ geht anhand von fünf künstlerischen Positionen diesen Fragen nach den gewandelten Vorstellungen von Familie nach.