Ex Angel

Ex Angel

Nina Radelfahr & Christine Tanqueray
17.10.2010 – 05.12.2010

»Ex Angel« zeigt Installationen von Christine Tanqueray (* 1978 in München) und Nina Radelfahr (*1978 in Hamburg), die anlässlich des 1000jährigen Kirchenjubiläums für St. Michaelis entwickelt wurden sowie Arbeiten der Künstlerinnen im Kehrwiederturm. Der Ausstellungstitel ist dem Film »Exterminating Angel« von Luis Bunuel entliehen, der das Motiv einer fiktiven und unüberwindbaren Grenze dekliniert, deren Zwang und Logik bis in den sakralen Raum reicht. In ihren Installationen im Kirchenraum thematisieren Christine Tanqueray und Nina Radelfahr transformierende Potenziale von Räumen und Zeichen, indem sie gewohnte Wahrnehmungsprozesse verunsichern.

Christine Tanquerays Lichtinstallation am Eingang der Kirche thematisiert den Moment des Einritts und Übertritts und referiert auf Orte der Unterhaltungskultur wie Kinos, Nachtclubs und Spielsalons. Mit der Betonung der Schwelle zwischen profanem Alltag und bewusstem Erfahrungsraum befragt sie den Status der Michaeliskirche im Jahr ihres 1000jährigen Jubiläums zwischen Andachtsort und Eventlocation.

Mit einer der Formansprache des Art Déco entliehenen Konstruktion, die zwischen Schmuckvitrine und Reliquienschrein changiert, umbaut Nina Radelfahr den Altar in St. Michaelis. Hinter Glas präsentiert sie fragile, kostbar anmutende florale Skulpturen, die sie aus konservierten Fischkiemen zusammensetzt. Die Verfremdung des Altars als Kristallisationspunkt des Geschehens von Schuld und Vergebung spielt mit der Wechselwirkung und den Facetten von Nähe und Distanz sowie Faszination und Abstoßung.

Die Arbeiten von Christine Tanqueray und Nina Radelfahr bewegen sich in einem assoziativen Kräftefeld zwischen Bekanntem und dessen Verfemdung. Ihre bewusst ästhetisierten Installationen fungieren als Inszenierungen ambivalenter Eindrücke und Informationen. Das formal Erhabene weist inhaltliche Verschmutzung auf, Brüche untergraben das Wohlbehagen.

Im Kehrwiederturm zeigt Nina Radelfahr puppengroße Figuren, deren Zustand oszilliert zwischen tänzerischer Anmut, extatischer Selbstzerstörung und körperlichen Mutationsprozessen. Im Stockwerk darüber strahlt in der Handschrift Christine Tanquerays »Little Boy« in weißem Neonlicht, der Name der Atombombe, die über Hiroshima abgeworfen wurde.